Im Interview erklärt Klaus Filbry, Vorsitzender der Geschäftsführung beim SV Werder Bremen, den besonderen Weg des Fußball-Bundesligisten: wirtschaftlich unabhängig bleiben, gleichzeitig Talente fördern und Werte schaffen – für eine stabile grün-weiße Zukunft.
Sie sagten vor einiger Zeit, Werder sei „ein Patient auf der Intensivstation“. Heute sprechen Sie von einem gesunden, gut aufgestellten Klub. Welche Schritte waren entscheidend für diesen Wandel?
Klaus Filbry: „Der erster notwendige Schritt war, finanzielle Stabilität herzustellen. Wir haben dazu zwei Finanzierungsinstrumente genutzt: das landesverbürgte Darlehen und die Anleihe. Damit haben wir die Liquidität gesichert. Das war der Anfang.
In der Abstiegssaison hatten wir dann einen bewegten Transfersommer, in dem wir Transfererlöse erzielen konnten – in einem praktisch nicht-existierenden Markt aufgrund der Pandemie. Das war der Startschuss, um nach dem Aufstieg auch eine sportliche Entwicklung nach vorne zu nehmen.
Nach dem Wiederaufstieg haben wir das sportliche Fundament kontinuierlich weiterentwickelt. Unter Ole Werner hat die Mannschaft stabil Schritte nach vorne gemacht. Wir haben unsere Einnahmen im Rahmen der TV-Wertung verbessert, unser Sponsoring gesteigert und Vollauslastung im Stadion erzielt. Diese Schritte haben geholfen, finanzielle Stabilität zu erreichen. Zudem hat der Einstieg des regionalen Bündnisses Anfang 2024 unsere Finanzlage weiter gestärkt.
Wir haben unser Eigenkapital von minus 18 auf plus 20 Millionen verbessert. All das hat dazu geführt, dass wir heute finanziell gesund aufgestellt sind.
Natürlich sind wir – wie fast jeder Verein – weiterhin auf Transfererlöse angewiesen, denn in der Fünfjahreswertung der Bundesliga wirken Abstieg und Relegation noch gegen uns. Wenn wir diese Saison sportlich stabil bleiben, könnten wir am Ende der Saison zusätzlich rund zehn Millionen aus diesem Topf bekommen.
Insofern gehen wir den Weg der wirtschaftlichen Vernunft weiter, sind aber bereit, in gewissen Fällen auch Risiken einzugehen. Wir haben viele junge Spieler verpflichtet, Vertragsverlängerungen umgesetzt und Eigenkapital in Infrastrukturprojekte wie die Baumaßnahmen in der Pauliner Marsch gesteckt. All diese Maßnahmen haben dazu geführt, dass wir jetzt sehr gut aufgestellt sind.“
Wie ist die Nachfrage nach Logen und Dauerkarten?
Klaus Filbry: „Wir sind sowohl im Business- als auch im Public-Bereich komplett ausverkauft. Im Business-Bereich verkaufen wir inzwischen fast nur noch kleine Sponsoring-Pakete, weil die Nachfrage so hoch ist. Die Warteliste für Dauerkarten lag in diesem Jahr bei rund 18.000 Personen, nur eine dreistellige Anzahl ist frei geworden. Man merkt also, dass Werder Bremen bei den Fans nach wie vor sehr gefragt ist.“